Von den vielen tausend Grabstätten, die auf dem alten Friedhof während eines Jahrhunderts angelegt wurden, sind nur noch acht Grabtafeln mit den Inschriften der Verstorbenen erhalten geblieben.
Man findet sie im Süden des Friedhofs, entlang der Mauer, die parallel zum Gebäude des alten Ernst-Ludwig-Gymnasiums, der heutigen Schule an der Wilhelmskirche, verläuft.
Bei der letzten Umgestaltung der Anlage wurden Pflanzenbeete vor den Tafeln angelegt, die in letzter Zeit jedoch von Unkraut und Strauchwerk überwuchert wurden. Die Inschriften auf den Tafeln wurden durch dichte Moos- und Algenbeläge unleserlich.
Die Mitglieder des Vereins „Alter Friedhof-Historischer Bürgerpark“ haben inzwischen mit der Reinigung und Pflege dieser letzten Andenken begonnen.
DEM KAPELLMEISTER
EDMUND NEUMANN
GEWIDMET
VON
KURFREUNDEN, HIESIGEN BÜRGERN
UND SEINEN FREUNDEN
HIER RUHET
ER NACH ZWANZIGJÄHRIGEM
WIRKEN
GEB: AM 12. JULI 1819
ZU CÖLN a. Rh.
GEST. AM 1. AUG. 1873
ZU BAD NAUHEIM
Edmund Neumann
(1819 -1873)
Erster Kurorchester – Dirigent
Als Pionier der örtlichen Kurmusik – seit 1853 - und deren hohem Niveau war er bald gefeierter Kapellmeister jeder Kursaison. Sein unerwarteter Tod 1873 traf Kurgäste und Bürger gleichermaßen. Bei einem Spendenaufruf zur würdigen Gestaltung der Grabstätte kam die ansehnliche Summe von 500 Gulden zusammen. So konnte eine Büste aus Metallguss sowie eine Marmortafel angeschafft werden. Die Inschrift lautet:
Dem Kapellmeister Edmund Neumann, gewidmet von Kurfreunden, hiesigen Bürgern und seinen Freunden. Hier ruhet er nach zwanzigjährigem Wirken.
Die Zerstörung der Ruhestätte geschah in Etappen. Zum Ende des Ersten Weltkriegs verschwanden zunächst Büste und schmiedeeiserne Umrandung in einer Altmetallsammlung. Der Torso des Sockels und die weiße Marmortafel überstanden alle Umgestaltungen des Geländes bis zum Jahr 1954. Dann wurde die Grabstätte eingeebnet, wobei die Tafel zu Boden fiel und zerbrach. Besorgte Bürger stellten die Trümmer sicher und übergaben sie der Kurverwaltung. Jahre später blieben Nachforschungen nach dem Verbleib ergebnislos. Man vermutete die Bruchstücke seien beseitigt worden. Bei Räumung des Staatsbadarchivs im Jahre 2007 konnten die drei aufgefundenen Teile einer Marmortafel von der Leiterin des Bad Nauheimer Stadtarchivs, Frau Brigitte Faatz, identifiziert und sichergestellt werden. 2008 wurde mit städtischen Mitteln eine Instandsetzung veranlasst und danach die Tafel an der Südmauer, in der Nähe ihres ursprünglichen Standortes wieder angebracht.
Querrechteckige, in die Mauer eingelassene Tafel aus rotem Sandstein mit aufgesetzter querovaler Marmorplatte, die eine dreizeilige Inschrift trägt.
Sandstein: Höhe 60 cm, Breite 60 cm.
Marmorplatte: Höhe 46 cm, Breite 56 cm
RUHESTÄTTE
DER FAMILIE
CH. GRÜNEWALD
Auf den Eckplatz der Familie Günther folgt die Grabstätte des Maurers und Stadtkämmerers Christoph Grünewald II, heute noch kenntlich durch die Namentafel an der Mauer, früher außerdem durch einen Granitobelisken gekennzeichnet, auf dessen Sockel das Wort Jesaias 57, 2 eingemeiselt war: „Die richtig vor sich gewandelt haben, kommen zum Frieden.“ Als erste war hier die jung verstorbene Elisabeth Grünewald (1855-1874) beigesetzt, der die Eltern erst nach Schließung des Friedhofs folgten: Christoph Grünewald der II (1825-1902) und Elisabeth geb.Mörler (1830-1906).
Quelle: Elisabeth Kredel, Der alte Bad Nauheimer Friedhof vor 50 Jahren, Bd. 17 der „Wetterauer Geschichtsblätter“, Friedberg 1968, Seite 98
HIER RUHT IN GOTT
KAUFMANN
GEORG PHILIPP LUDWIG
geb. 31. März 1841
gest. 22. April 1901
Ehemals hochrechteckiger Grabstein aus schwarzem Granit mit Schriftfeld und Palmwedel darüber. Erhalten und heute in die Mauer eingelassen ist lediglich das obere in einem abgesetzte Rundbogen abschließende Schriftfeld mit einer fünfzeiligen Inschrift
Höhe: 61 cm Breite: 48 cm
HIER RUHT IN GOTT
KAUFMANN
GEORG PHILIPP LUDWIG
geb. 31. März 1841
gest. 22. April 1901
Die neuerdings hier aufgestellte Grabplatte des Kaufmanns Georg Philipp Ludwig, die bei der letzten Umgestaltung des Friedhofs im Bereich des im 2. Weltkrieg angelegten Löschteichs ans Tageslicht kam, hat mit den Familiengräbern an der Südmauer nichts zu tun.
Quelle: Elisabeth Kredel, Der alte Bad Nauheimer Friedhof vor 50 Jahren, Bd. 17 der „Wetterauer Geschichtsblätter“, Friedberg 1968, Seite 98
Querrechteckige, in die Mauer eingelassene
Tafel aus rotem Sandstein mit vertieftem Feld,
das eine dreizeilige Inschrift aufnimmt.
Höhe: 40 cm Breite: 50 cm
RUHESTÄTTE
DER FAMILIE
K. LÖSCHHORN
Auf dem Platz des Maurermeisters Konrad Löschhorn (1833-1888), der hier mit seiner Ehefrau Christine geb. Wörner (1836-1910) und zwei früh verstorbenen Kindern begraben liegt, sowie auf dem des Sattlermeisters Hermann Blensdorf, auf dem die erste Ehefrau des Besitzers Christine geb. Pimbert (1835-1890), ein Sohn erster Ehe Karl Joseph Ludwig (1866-1886) sowie die Mutter der Frau Caroline Christine Pimbert geb. Sprengel (1797-1878) beigesetzt sind, fehlte weiterer Denkmalschmuck.
Quelle: Elisabeth Kredel, Der alte Friedhof vor 50 Jahren, Wetterauer Geschichtsblätter Bd. 17, Seite 99
Querovale in die Mauer eingelassene Tafel aus weißem Marmor mit dreizeiliger Inschrift.
Höhe: 54 cm Breite: 63 cm
RUHESTÄTTE
DER FAMILIE
KOCH
Die Kochsche Grabstätte wies vier Grabsteine auf: zwei stehende weiße Kreuze für im Kindesalter verstorbene Töchter des Besitzers Clara (1868 bis 1875) und Anna (1876 bis 1884), ferner zwei längliche Denkmäler aus grauem Sandstein von guten Proportionen, sparsam im neugotischen Stil ornamentiert, oben abgesteppt und von Blumenschalen aus Metall bekrönt für die Großeltern der Kinder Johann Konrad Koch (i808-1883), Pächter auf Hof Hasselheck, und Katharina geb. Koch (1816 – 1896).
Da die Denkmäler stilistisch einer früheren Zeit angehören, liegt die Vermutung nahe, daß es sich um ältere Grabsteine handelt,die zum zweiten mal benutzt wurden. Eines der Denkmäler, jetzt ohne Blumenschale und ursprüngliche Beschriftung, befindet sich auf der Grabstätte Koch auf dem neuen Friedhof. Es wurde auf Anregung des Heimatvereins von der Stadtverwaltung unter die Grabsteine aufgenommen, die wegen ihres künstlerischen Wertes von der Abräumung ausgenommen sind.
Quelle: Elisabeth Kredel, Der alte Friedhof vor 50 Jahren, Wetterauer Geschichtsblätter Bd. 17, Seite 99
Querrechteckiger, in die Mauer eingelassene Tafel aus rotem Sandstein mit erhabener ebenfalls querrechteckiger Schrifttafel, die eine nicht mehr lesbare Inschrift trug. An den Ecken der Schrifttafel je eine achtblättrige Blüte. Schrifttafel und Blüten werden durch eine erhabene Leiste umschlossen.
Höhe: 54 cm Breite: 72 cm
RUHESTÄTTE
DER FAMILIE
BLENSDORF
Die drei folgenden Familiengräber Löschhorn, Koch und Blensdorf lassen sich durch Tafeln an der Mauer noch heute genau lokalisieren.
Auf dem Grab des Sattlermeisters Hermann Blensdorf, auf dem die erste Ehefrau des Besitzers Christine geb. Pimbert (1835-1890), ein Sohn erster Ehe Karl Joseph Ludwig (1866-1886) sowie die Mutter der Frau Caroline Christine Pimbert geb. Sprengel (1797-1878) beigesetzt sind, fehlte weiterer Denkmalschmuck.
Quelle: Elisabeth Kredel, Der alte Friedhof vor 50 Jahren, Wetterauer Geschichtsblätter Bd. 17, Seite 99
Querrechteckige in die Mauer eingelassene Tafel aus rotem Sandstein. Die in zwei Stufen vertiefte Inschriftkartusche mit abgerundeten Ecken trägt eine dreizeilige Inschrift
Höhe: 53 cm Breite: 69 cm
RUHESTÄTTE
DER FAMILIE
P. REUSS
Auf dem Reußschen Grab stand außerdem noch ein kleiner Granitobelisk mit dem Namen Katinka Reuß (1876-1893), einer Tochter des Ökonomen Peter Reuß. Vor ihr war wohl ihr Schwesterchen hier beigesetzt worden. Viel später folgte ihr Bruder Friedrich (1888-1914) der im 1. Weltkrieg fiel und, wie ich mich noch erinnern kann, unter militärischen Ehrbezeugungen hier begraben wurde. Die granitene Kissenplatte mit seinem Namen wurde später auf den neuen Friedhof gebracht, wo die Eltern der Geschwister ruhen. Hier steht auch noch der mit einer anderen Beschriftung versehene Obelisk.
Quelle: Elisabeth Kredel, Der alte Friedhof vor 50 Jahren, Wetterauer Geschichtsblätter Bd. 17, Seite 100
Querrechteckige in die Mauer eingelassene Tafel aus grauem Marmor mit erhabener Schriftafel, die eine zweizeilige Inschrift aufnimmt und von zwei sich mehrfach kreuzenden schmalen Zierleisten umgeben wird.
Höhe: 44 cm Breite 56 cm
FAMILIE
RICHARD WÖRNER
Auf der Grabstätte des Kaufmanns Richard Wörner erinnerte ein weißes Steinkreuz an die erste, jung verstorbene Frau des Besitzers Margarete geb. Seibert (1857-1890) und ein kleines Denkmal in Form eines aufgeschlagenen Buches an das Söhnchen Wilhelm (geb. und gest. 1883). Nicht verzeichnet waren drei weitere im zarten Kindesalter verstorbene Kinder des Ehepaars Wörner.
Quelle: Elisabeth Kredel, Der alte Friedhof vor 50 Jahren, Wetterauer Geschichtsblätter Bd. 17, Seite 100
Die acht Grabtafeln in der Übersicht
Einige Tafeln sind im ursprünglichen und im gereinigten Zustand abgebildet